20.02.2020
Offener Brief zum Thema Pflegekammer an:
Schleswig-Holsteinischer Landtag:
An die Geschäftsführung des Sozial-Ausschusses, sowie an die Fraktionen von SPD, CDU, Bündnis90/Die Grünen & FDP.
Niedersächsischer Landtag:
An die Vorsitzenden des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, sowie an die Fraktionen von SPD, CDU, Bündnis90/Die Grünen & FDP.
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem Schreiben teilen wir Ihnen ein paar Gedanken zum Thema Pflegekammer und den derzeitigen Diskussionen mit, die uns seit einiger Zeit intensiv beschäftigen.
Pflege in Bewegung e.V. ist ein bundesweit vernetzter und aktiver Verein, der sich für bessere Rahmenbedingungen im Hier und Jetzt, aber auch für eine würdevolle Zukunft der Pflege in Deutschland einsetzt.
Im Jahr 2017 haben wir ein entsprechendes Strategie-Papier veröffentlicht, in dem wir relevante Themen benannt haben, die wir für unabdingbar halten, was die Belange der Profession Pflege betrifft. Ein wesentliches Thema sind die viel diskutierten Pflegekammern und uns ist bewusst, dass diese weder die Rahmenbedingungen, noch die tarifliche Situation der Pflege sofort positiv beeinflussen werden.
Dennoch sind sie ein wichtiges Instrument, um Pflegequalität langfristig zu sichern und die Pflege-Fachlichkeit nachhaltig zu stärken.
Wir begrüßen deshalb die zurückliegende Entscheidung in ihrem Bundesland zur Gründung einer Landespflegekammer und appellieren an sie, diese auch für die Pflege arbeiten zu lassen.
Die Art und Weise, wie sich die Diskussion in ihrem Bundesland inzwischen entwickelt hat, ist in unseren Augen stark zu kritisieren.
Allen voran verurteilen wir die unsachliche Vorgehensweise der Kritiker aufs Schärfste, aber auch einige Politiker verhalten sich so, als wäre das Thema lediglich ein Wahlkampfthema, in dem es nur darum geht Wählerstimmen für sich zu gewinnen…
Es wurden seit der Gründung sicherlich einige Fehler gemacht, aber gerade von politischer Seite einzufordern, dass die Pflegekammer nach einem Jahr schon zählbare Ergebnisse vorweisen soll, halten wir für deplatziert.
Ein Selbstverwaltungsorgan mit mehreren Tausend Mitgliedern lässt sich weder von heute auf morgen schlagkräftig aufstellen, noch kann dieser Prozess gänzlich reibungslos ablaufen und vor allem Politiker müssten doch eigentlich wissen, dass politische Prozesse und Ergebnisse nicht innerhalb einer Jahresfrist vorzulegen sind.
Die Forderungen in Verbindung mit einer Evaluation nach Jahresfrist, zum Nutzen der Pflegekammer, können wir deshalb weder nachvollziehen, noch positiv bewerten.
Ein positives Beispiel ist hier die Landespflegekammer in Rheinland-Pfalz, die nach der intensiven Aufbauarbeit in den ersten Monaten inzwischen neben der Weiterbildungsordnung auch die erste Berufsordnung der Profession Pflege erarbeitet hat.
Und das sind definitiv zwei Meilensteine auf dem Weg der Professionalisierung und Qualitätssicherung in der Pflege.
Die Pflichtmitgliedschaft, die Beitragspflicht und die Fortbildungspflicht sind wesentliche Elemente, vor allem, um finanziell unabhängig agieren zu können, die Fachlichkeit zu stärken und die Pflegequalität zu sichern.
Was man von der jüngsten Entwicklung, dass nahezu alle Azubis (m/w/d) durch die Prüfung geschleust werden, nicht behaupten kann.
Eine ordentliche Anschubfinanzierung wäre von Beginn an nicht nur richtig, wichtig und konsequent gewesen, sondern hätte auch gewisse Diskussionen nicht derart aus dem Ruder laufen lassen.
Wir stehen Ihnen gerne für einen konstruktiven Austausch zur Verfügung und bitten Sie hiermit nachdrücklich um eine Reflektion und Evaluation zum Umgang mit Ihrer Landespflegekammer.
Lassen Sie uns zu einer sachlich-fachlichen und konstruktiven Diskussion zurückkommen, denn im Jahr 2020 entscheidet sich, ob wir die Pflege zum 200. Geburtstag von Florence Nightingale feiern, oder an ihrem 110. Todestag zu Grabe tragen können.
Mit besorgten Grüßen,
Roger Konrad
-Vorsitzender-
Pflege in Bewegung e.V.
"2017 - das Jahr(zehnt) der selbstbestimmten Pflege hat gerade erst angefangen"