20.11.2020


Folgender Brandbrief von Pflege in Bewegung e. V. ging an die Bundeskanzlerin, den Bundesgesundheitsminister, den Pflegebevollmächtigten, die Mitglieder des Ausschusses für Gesundheit und die Vertreter*innen der Gesundheitsministerkonferenz:



Sehr geehrte Damen und Herren,


wir haben große Sorge, dass die pflegerische Versorgung in naher Zukunft vollständig zusammenbricht. 

Nehmen Sie unsere Bedenken ernst, bevor es endgültig zu spät ist!


An eine erfolglose und zeitweise respektlose Pflegepolitik waren wir in den letzten Jahrzehnten bereits gewöhnt. In schöner Regelmäßigkeit fand man für alle Versorgungs-und Qualitätsprobleme eine Lösung zu Lasten der Pflege, während hingegen alle Maßnahmen zur Entlastung der Pflege nie Wirkung zeigten. 

Zumindest, wenn man von Schlagzeilen für die politisch Verantwortlichen absieht.


Brandbrief an die Bundesregierung zu Covid-19 20.11.2020

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel,

wir haben große Sorge, dass die pflegerische Versorgung in naher Zukunft vollständig zusammenbricht. 

Nehmen Sie unsere Bedenken ernst, bevor es endgültig zu spät ist!


An eine erfolglose und zeitweise respektlose Pflegepolitik waren wir in den letzten Jahrzehnten bereits 

gewöhnt.

In schöner Regelmäßigkeit fand man für alle Versorgungs-und Qualitätsprobleme eine Lösung zu Lasten der Pflege, während hingegen alle Maßnahmen zur Entlastung der Pflege nie Wirkung zeigten. 

Zumindest, wenn man von Schlagzeilen für die politisch Verantwortlichen absieht. 


Woran wir uns noch nicht gewöhnt haben ist, dass unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nun offensichtlich jeden Respekt vor der körperlichen Unversehrtheit von Pflegekräften verloren hat und in aller Deutlichkeit fordert, dass Pflegekräfte mit positivem Covid-19-Befund weiterarbeiten sollen.

Ein positiver Covid-19-Befund sagt zunächst nichts über den Verlauf der Erkrankung aus. Allerdings weiß 

man aus Erfahrung heraus wie sehr sich körperliche und psychische Belastung auf den Verlauf einer Erkrankung auswirken. 

Von beidem gibt es im Pflegeberuf im Überfluss.


Im Umkehrschluss bedeutet das, dass eine Pflegekraft, die trotz positivem Befund weiterarbeitet, nicht nur eine Gefahr für die Umgebung darstellt, sondern vor allen Dingen sich selbst schadet und das Risiko 

für einen schweren Verlauf für sich deutlich erhöht. 

Die Spätschäden dieser Entscheidung zugunsten der pflegerischen Versorgung der Gesellschaft, sind unter Umständen für den Rest des Lebens zu tragen. 


Und hier zeigt sich wieder deutlich die „wertschätzende“ Haltung von Teilen der Gesellschaft und der 

Politik gegenüber Pflegekräften bis in die höchsten Regierungskreise. 

Die vielbeschworene Wertschätzung des Bundesgesundheitsministers ist 15,40 Euro in der Stunde wert und drückt sich darin aus, dass Herr Spahn nicht bittet, sondern einfach fordert die Pflegekräfte mögen ihre Gesundheit noch mehr aufs Spiel setzen, als sie es ohnehin schon jeden Tag in unserem völlig desolaten Pflegesystem getan haben und weiterhin tun.


Liebe Mitglieder(m/w/d) der Bundesregierung, so dürfen Sie definitiv nicht weiter machen. 


Es müssen jetzt endlich deutliche Signale an die Pflegekräfte und insbesondere an die Pflegefachkräfte in 

diesem Land gesendet werden:


1.) Eine sofortige Klarstellung, dass die körperliche Unversehrtheit von Pflegepersonal die gleiche Wertigkeit hat, wie die der restlichen Bevölkerung und der Pflegebedürftigen. 

Es braucht deshalb eine Klarstellung, dass Pflegepersonal, welches positiv auf Covid-19 getestet wurde, nicht zur Arbeit verpflichtet werden kann.


2.) Eine sofortige Priorisierung von PCR-und Antigentestkapazitäten für Pflegepersonal.


3.) Eine ausreichende Ausstattung mit Schutzausrüstung für alle pflegerischen Bereiche, um einer weiteren, stillen Ausbreitung von Covid-19, vor allem im Bereich der Altenpflege, 

entgegenzuwirken.


4.) Ein sofortiges Mindestentgelt von 24 Euro/h für Pflegefachkräfte.


5.) Eine sofortige Aussetzung der Qualitätsregelprüfungen für Pflege-Eeinrichtungen, bis ein Einklang zwischen Personalschlüsseln und geforderter Leistung hergestellt wurde.


6.) Einen Zukunftsplan „Pflege 2030“mit einem festen Bekenntnis zu Akademisierung und Selbstverwaltung für Pflegefachberufe und der entsprechenden Umsetzung von beiden Säulen.


7.) Bei allen Gesetzen und Verordnungen sind ab sofort die Pflegeberufe aktiv mit einzubeziehen und die bestehenden Personalressourcen im pflegerischen Bereich als Grundlage zu betrachten. 

Das heißt Mehrbelastungen durch entsprechende Regelungen sind mit erhöhten Stellenschlüsseln sicherzustellen, denn das ständige Hochschrauben der Anforderungen nach oben muss ein Ende haben, da sie unter den derzeitigen Rahmen-Bedingungen definitiv nicht umsetzbar sind!


So revolutionär sich diese Maßnahmen für den Pflegeberuf anhören, so selbstverständlich müssten sie 

eigentlich sein!


Der, von der Politik zu verantwortende und anhaltende, Pflegenotstand in unserem Land hat schon Generationen von Pflegefachkräften traumatisiert. 

Das bedeutet eine große Gefahr für Menschen mit Pflegebedarf in diesem Land!


Die Pandemie hat diese Entwicklung verschärft und beschleunigt.


Wir stehen Ihnen gerne für einen persönlichen Austausch bzgl. der Maßnahmenplanung zur Verfügung!


Pflege in Bewegung e.V.

 -Der Vorstand