Pressemitteilung, 09.09.2020:
Pflegebonus: Nur wenige Krankenpflegekräfte bekommen Corona-Prämien
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder, Sympathisant*innen und Unterstützer*innen,
die Corona-Prämie für Pflegefachpersonen im Krankenhaus kommt!
So hat es Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt und beauftragte den GKV- Spitzenverband und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), ein Konzept für eine Corona-Prämie für Pflegefachpersonal im Krankenhaus zu entwickeln.
Dieses wurde am 03.09.2020 vorgestellt und es sieht die Bereitstellung von 100 Millionen Euro vor, die an „besonders belastete Pflegekräfte“, durch die Versorgung von COVID-19-Patienten, ausgezahlt werden.
In einer gemeinsamen Presseerklärung von GKV und DKG heißt es weiter: „Mit diesem Konzept wird der Weg freigemacht, an bis zu 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insbesondere in der hochbelasteten Pflege eine Anerkennungsprämie zu leisten“, erklärt DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum.
„Wir sind dankbar für das große Engagement der Pflegerinnen und Pfleger bei der Versorgung von Corona-Patienten. Wir haben nun eine Lösung, die eine schnelle Auszahlung der Corona-Prämie an diese besonders belasteten Pflegekräfte im Krankenhaus ermöglicht. Die Prämie soll als einmalige Sonderleistung steuer- und sozial-versicherungsabgabenfrei erfolgen“, so Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will den Vorschlag jetzt umsetzen, denn viele Beschäftigte in den Kliniken hätten maßgeblich dazu beigetragen, Corona-Patienten unter schwierigen Bedingungen bestmöglich zu behandeln. „Das war ein besonderer Stress", sagte der Minister.
Aber, was heißt denn „besonders belastete Pflegekräfte“ im Krankenhaus?
Alle waren hochbelastet und sind es immer noch!
Zusätzliche Isolier- und Intensivbetten wurden geschaffen und das Pflegepersonal wurde durch sogenannte Crashkurse dafür angelernt und gerade am Anfang der Pandemie stand das Pflegefachpersonal zeitweise ohne geeigneten Schutz oder gänzlich ohne Schutzausrüstung am Bett von schwer erkrankten und infektiösen Menschen.
Geeignete Schutzkleidung war nicht ausreichend vorhanden, einheitliche Testungsregime sind bis heute nicht umgesetzt und einige Kolleg*innen haben dieses Risiko bereits mit ihrem Leben bezahlt.
Und immer noch sind alle neu aufgenommene Patient*innen erst einmal als infektiös anzusehen und somit täglich ein hohes Risiko für alle Pflegefachpersonen im Krankenhaus.
Belastet das nicht?
100 Millionen Euro hören sich viel an, aber rechnerisch reicht diese Summe bei 1.000 Euro pro Beschäftigten nur für 100.000 Pflegefachpersonen.
Gehen die restlichen 300.000 Pflegefachpersonen leer aus?
Das wäre eine zweite ungeheuerliche Ungerechtigkeit.
Und wenn man so mit den Pflegefachpersonen umgeht, wird man sie nicht im Beruf nicht halten und auch nicht mehr Nachwuchs gewinnen können.
Ungeheuerlich ist es auch, dass aus dem 100-Millionen-Euro-Topf nur die Krankenhäuser etwas bekommen, die bis zum 30.9.2020 eine bestimmte Mindestzahl von COVID-19 Fällen vorweisen.
Damit die Politik keine Verantwortung trägt, wird dann dieses Geld durch die Krankenhausträger, in Abstimmung mit der Mitarbeitenden-Vertretung, in eine individuelle Prämienhöhe für die Pflegekraft verhandelt und ausgezahlt.
Wenn eine Juristin (GKV), ein Diplom-Volkswirt (DKG) und ein Bankkaufmann (Minister) ein solches Konzept einer Anerkennungsprämie für das Pflegefachpersonal im Krankenhaus vorstellen, kann das nur zu einem skandalösen Ergebnis führen.
Wir fordern deshalb einen Pflegebonus für alle Krankenpflegekräfte!
Ulrich Mönke
Für den Vorstand
Pflege in Bewegung e.V.