Offener Brief an die Verhandlungspartner für den Branchen-Tarifvertrag Pflege

Kelsterbach, 01.11.2019



Sehr geehrter Herr Bauch,

Sehr geehrter Herr Becker,

Sehr geehrter Herr Kettler,


Sehr geehrte Frau Bühler,



die Pflegerepublik wartet ganz gespannt auf die nächsten Wochen und die ersten 

Verhandlungsergebnisse bezüglich des nahenden Branchen-Tarifvertrags Pflege.


Wir appellieren deshalb mit diesem offenen Brief an Sie und Ihre gesamtgesell-schaftliche Verantwortung für die Zukunft einer würdevollen Pflege.


Sie können mit diesen Verhandlungen einen Meilenstein setzen und einen zeitgemäßen 

Neuanfang für die Pflege in Deutschland herbei führen.


Die bisherigen Zahlen, die in den Ergebnissen rund um die KAP zu lesen waren und die sich auf ein Mindestgehalt für Fachkräfte von +/- 2.500 € belaufen werden definitiv nicht ausreichen!


Sie werden nicht ausreichen, um die derzeit noch in der Pflege tätigen Fachkräfte langfristig in diesem Beruf zu halten.


Sie werden nicht ausreichen, um die derzeit ausgestiegenen Fachkräfte zurück zu holen.


Und sie werden auch nicht ausreichen, um junge Menschen für diesen "eigentlich so schönen und wertvollen Beruf" zu begeistern.

Sie haben es in der Hand, ein geeignetes Instrument zu entwickeln, um den nahenden Pflege-Kollaps doch noch abzuwenden.


Und Sie haben es auch in der Hand, den Beruf zeitnah und nachhaltig aufzuwerten!


Wir brauchen keinen Mindestlohn, der ähnlich wie die bisherigen Personaluntergrenzen oder die in der Diskussion befindliche Absenkung der Fachkraft-Quote lediglich auf eine Fortsetzung der Symptomverwaltung hinausläuft.


Wir brauchen jetzt eine ermutigende Botschaft an die Pflegekräfte und die Gesellschaft, dass Sie wirklich verstanden haben, was auf dem Spiel steht!


Und hier können Sie mit den aktuellen Verhandlungen einen Meilenstein setzen und einen zeitgemäßen Neuanfang für die Pflege in Deutschland herbei führen.


Aber nur, wenn es Ihnen gelingt mit einem Ergebnis an die Öffentlichkeit zu gehen, das


1.) ein Fachkraft-Grundgehalt von mindestens 3.500 € zuzüglich Sonderzahlungen beinhaltet


2.) die Unterschiede zwischen Ost und West aufhebt


3.) regionale Zuschläge beinhaltet, um die jeweiligen Miet-/ Lebenshaltungskosten im Tarifvertrag zu berücksichtigen.


Damit wäre eine Grundlage geschaffen, so dass wir uns in absehbarer Zeit bei einem 

Fachkraftgehalt von 4.000 € einpendeln könnten.


Nehmen Sie die Herausforderung an und setzen Sie Maßstäbe für eine würdevolle Zukunft der Pflege in Deutschland.


Die Zeit, die wir noch haben, ist mehr als knapp.


Mit freundlichen Grüßen,


Roger Konrad (Vorsitzender des Vorstands) und

Marcus Jogerst-Ratzka (stellvertretender Vorsitzender des Vorstands)


Pflege in Bewegung e.V.

Postfach 11 26

65440 Kelsterbach


www.pflegeinbewegung.de


"2017 - das Jahr(zehnt) der selbstbestimmten Pflege hat gerade erst angefangen"