Oktober 2017

Pflegenotstand in Deutschland- werden Sie endlich tätig!

 

 

Sehr geehrte Bundeskanzlerin,

sehr geehrter Bundesgesundheitsminister,

sehr geehrte Verhandlungsführer/ innen der neuen potentiellen Regierungsfraktionen,

sehr geehrte Mitglieder des Deutschen Bundestages,

 

seit vielen Jahren macht sich der Pflegenotstand in Deutschland immer stärker bemerkbar. Nach den

drei Pflegestärkungsgesetzen der letzten Legislaturperiode hat sich an der Notsituation der in der

Pflege professionell Tätigen nichts verändert. Die mit viel Aufwand und Arbeit verbundenen

Reformen haben an den schlechten Arbeitsbedingungen nichts geändert.

Die Konsequenz ist, dass es immer schwieriger wird offene Stellen zu besetzen. Die

Arbeitsbedingungen im Pflegeberuf blieben über Jahre hinweg unattraktiv. Die Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen und Kliniken in Deutschland leisten seit Jahren immer mehr

Überstunden, um den ohnehin schlechten Ist-Stand mit allen Kräften noch aufrecht zu erhalten.

Es finden sich immer weniger geeignete Menschen, die bereit sind, die Belastungen auf sich zu

nehmen, die auf den einzelnen Arbeitnehmer zukommen. Den Trägern oder Leitungen hier den

schwarzen Peter zu überlassen ist ungerecht und nicht zukunftsweisend, denn auch diese arbeiten

oft bis an die Belastungsgrenze um die pflegerische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.

Zunehmend können durch die prekäre Personalsituation dringend benötigte Pflegeplätze in

Krankenhäusern und Pflegeheimen nicht mehr belegt werden und Patienten in ambulanten Diensten

nur noch mit Verzögerung oder gar nicht mehr aufgenommen werden. Pflegende Angehörige sind

auf diese professionellen Säulen zur Entlastung dringend angewiesen! Wir stehen bei den

Auswirkungen der demografischen Entwicklungen erst am Anfang und sind mit den Möglichkeiten

geeignete und gut qualifizierte Mitarbeiter zu finden, bereits nahezu am Ende.

Ständig neues gering qualifiziertes Personal in den Pflegesektor einzuschleusen ändert nichts an der

Belastung der Pflegefachkräfte, sondern erhöht deren Belastung durch vermehrte

Überwachungsaufgaben noch zusätzlich. Aus Liebe zu ihrem Beruf kehren immer mehr gut

qualifizierte und geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Pflegeberuf den Rücken, weil sie

bereits nach wenigen Berufsjahren die Belastungen, denen sie ausgesetzt, sind nicht mehr ertragen.

Beenden Sie endlich die verfehlte Pflegepolitik der vergangenen Jahrzehnte!

Wir brauchen einen sofortigen „Aktionsplan Pflege“, der sich kurzfristig nur über das Optimieren

zweier Faktoren regulieren lässt. Diese sind Stellenschlüssel und Entlohnung.

 

 

Wir fordern Sie deshalb auf:

 

1. die Stellen in den pflegerischen Bereichen in einem ersten Schritt sofort um 10% zu erhöhen. Im

Bereich der Pflegeversicherung haben Sie dafür Sorgen zu tragen, dass diese Erhöhung nicht durch

die Menschen mit Pflegebedarf oder deren Angehörigen getragen wird, sondern vollumfänglich aus

Geldern der Sozialversicherung oder aus Steuermitteln finanziert werden. Im Bereich der

Krankenversicherung dürfen die zusätzlichen Pflegestellen keine Verhandlungsmasse oder

Einsparpotential sein.

 

2. die Gehälter der Pflegefachkräfte sofort auf ein Einstiegsgehalt ab 3.000 Euro/Monat

hochzusetzen (gesetzlicher Pflegefachkraft-Mindestlohn), um einen finanziellen Anreiz zu schaffen

geeignete Menschen für den Beruf zu gewinnen und/oder zurückzuholen. Auch diese

Gehaltsanpassungen müssen für Menschen mit Pflegebedarf und/oder deren Angehörige

kostenneutral sein.

Nach zwei Jahren muss der Erfolg dieser Maßnahmen evaluiert und überprüft werden ob die offenen

Stellen besetzt werden konnten. Wenn nicht sind entsprechende Gehaltsanpassungen

durchzuführen.

Wir brauchen eine Selbstverpflichtung der Bundesregierung, für die Pflege ein Ausgabenniveau zu

erreichen, was gemessen am Bruttoinlandsprodukt mindestens im Mittelfeld anderer europäischer

Staaten liegt.

In einem weiteren Schritt sind wieder Stellenanpassungen durchzuführen bis ein Plus von 25%

gesamt zum Ist-Stand von heute erreicht ist.

Die Sicherstellung einer hochwertigen pflegerischen Versorgung der Bevölkerung ist eine Aufgabe

der öffentlichen Daseinsfürsorge. Für Rahmenbedingungen, die dieses möglich machen sind Sie

verantwortlich!

 

Pflege in Bewegung e.V.

Postfach 1126

65440 Kelsterbach

Tel.: 0 78 43 / 9 95 88 - 0

Fax: 0 78 43 / 9 95 88 - 199

E-Mail: info@pflegeinbewegung.de

Download
Unterschriftenliste Brandbrief.pdf
Adobe Acrobat Dokument 199.7 KB