14.10.2020




Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Mitglieder, Sympathisant*innen und Unterstützer*innen, 



der Verein Pflege in Bewegung e.V. ist erstaunt darüber, wie es die Politik immer wieder und im Selbstverständnis, der Pflege eigentlich einen Gefallen zu tun, schafft, das Niveau der Pflege schlecht zu reden und schlecht darzustellen.


Mit der Serie „Ehrenpflegas“ hat das BMFSFJ einen neuen Tiefpunkt erreicht, der schon lange bittere Realität ist. Bei Facebook schreibt das Ministerium: „Es gehe bei dem Film darum junge Menschen für den Beruf zu begeistern, die bisher eine Pflegeausbildung nicht in Betracht zögen“. Dabei verkennt das Ministerium, dass bereits die Arbeitsagenturen jeden in diesen Beruf vermitteln, der zwei Füße und zwei Hände hat. Das wird aber keineswegs den Anforderungen des Berufs gerecht, wie geeignete Kollegen w/m/d und Leitungskräfte unisono berichten. 


Letztlich spiegelt der Film aufs Bitterste die Realität wieder, in der ungeeignete Menschen aus schwierigsten Biografien in den Beruf hineingelockt werden, in der Hoffnung, ihre persönlichen Defizite auffüllen zu können, um dann nach kurzer Zeit gescheitert wieder aus dem Beruf auszusteigen. Der einzige persönliche Gewinn ist eine weitere Pleite!

 

Der Film zeigt, was die jahrzehntelangen Versäumnisse in der Pflegepolitik, angerichtet haben.

Entgegen der Beteuerung der rührigen Ministerin sind die anhaltenden Missstände  nämlich weder beseitigt, noch bisher von den drei Ministern w/m/d durchdrungen worden. 


Schlechte Bezahlung, hoher Arbeitsdruck, unzureichende Stellenschlüssel, Fremdbestimmung und wirklichkeitsferne Anforderungen haben dafür gesorgt, dass sich nur noch selten das Niveau an Auszubildenden w/m/d  in den Klassen wiederfindet, das man für eine lange und erfolgreiche Verweildauer im Beruf benötigt. 


Immer mehr erfahrene Pflegefachkräfte kehren dem Beruf den Rücken und um diese Entwicklung aufzuhalten braucht es mehr, als billige Jugendsprache in einem missglückten „coolen“ Kampagnenvideo. Fast erinnert Frau Giffey, in der Verkennung der Situation der Pflege, ein wenig an Marie Antoinette: „Wenn sie keine Bildung haben, sollen sie doch Pfleger werden“. 


Was es braucht, wurde lange, breit und häufig beschrieben. Das Problem daran: es wird viel Geld kosten! Geld, das andere Länder, die erfolgreicher in der Pflegepolitik sind, bereits aufwenden und viel mehr Geld, als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn jetzt in seiner megagroßen Pflegereform andenkt (die wievielte eigentlich?).


Aber es kommt noch etwas sehr Wichtiges hinzu. Respekt.


Respekt vor der Leistung von Pflegekräften bedeutet, diesen nicht mitten in der Pandemie und einem breiten Strauß an zusätzlichen Aufgaben auch noch die Prüfbehörden auf den Hals zu hetzen. 

Was vor Covid-19 nicht schaffbar war, wurde durch die neue Situation sicher nicht machbarer. Das hätte vermutlich sogar Boris aus dem Kampagnenvideo erahnen können und der sitzt nicht in einem Ministerium.


Das sinkende Niveau gibt inzwischen jedem Berufsfremden das Recht über Pflege zu sprechen und zu urteilen. 


Es scheint immer noch so, dass in den Arbeitsgruppen der Ministerien die falschen Experten w/m/d zu Wort kommen, sonst hätten diese bereits ein Ergebnis gebracht. 

Mehr als genug Geld und Zeit wurden bereits vergeudet!

Die Liste der Mitgliedsorganisationen der „konzertierten“ Aktion liest sich wie eine Ansammlung von alten Strukturen, die versuchen zwanghaft die alte Pflege in eine neue Welt hinüberzuretten. Zitternd vor Angst, die eigene Bedeutung zu verlieren, weil sich Pflegefachkräfte ihrer Bedeutung bewusst werden.


In diesen Kontext passt auch der Kampagnenfilm. Er ist nicht einmal gut gemeint und auf jeden Fall schlecht gemacht.


Wir bieten den Ministern w/m/d die einen Schwur geleistet haben, hier noch einmal ausdrücklich unsere Unterstützung an!


Sollten Sie etwas verändern wollen, kommen Sie auf uns zu. Wir wirken gerne dabei mit und helfen Ihnen solch peinliche Fehlschläge zu vermeiden, für die wir keine Zeit und kein Geld haben.



Pflege in Bewegung e.V.

     -Der Vorstand-